An der Anne-Frank-Schule lernen die Kinder gemeinsam und im eigenen Tempo
In der Gemeinschaft eigene Potentiale entfalten
Über Kreativität, ist sich Karoline Schiafone sicher, kann sich die Persönlichkeit eines Menschen entwickeln. Die Leiterin der Anne-Frank-Grundschule in Betzenhausen legt daher großen Wert darauf, dass Schülerinnen und Schüler viele Erfahrungen in kreativen Projekten sammeln. „Wir wollen ihnen Erlebnisse aus erster Hand ermöglichen“, sagt Schiafone.
Das gesamte Team aus Lehrerinnen und Lehrern, Betreuerinnen und Betreuern sowie zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützern lässt sich daher immer wieder Neues einfallen, um Erfahrungen zu sammeln. Regelmäßig gehen Klassen ins Waldhaus und nehmen dort am Projekt Freiburger Forschungsräume teil, in einem Biotop direkt an der Schule lassen sich Flora und Fauna täglich live bestaunen und entdecken. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Verein „Bauernhoftiere für Stadtkinder“. Hier lernen Kin-der, die in ihrem Alltag kaum oder gar nicht mit ländlichem Leben in Berührung kommen, die Tiere und die Grundlagen der landwirtschaftlichen Arbeit kennen. „Dieser Kontakt ist extrem wertvoll und wird von unseren Schülerinnen und Schülern mit großer Begeisterung gepflegt“, erzählt Schiafone.
Die große Vielfalt an Kindern und Familien stellt die Lehrerinnen und Lehrer der Anne-Frank-Grundschule vor eine besondere Herausforderung. „Unser Anspruch ist es, jedem Kind seinen Fähigkeiten entsprechend gerecht zu werden, so dass es seine Potentiale entfalten kann“, sagt die Schulleiterin. Damit dies gelingt, wird beispielsweise auf ein gutes soziales Miteinander geachtet. Ehrenamtliche bieten Mediation an, Dritt- und Viertklässler werden zu Streitschlichtern ausgebildet und achten gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrer auf einen respektvollen Umgang der Kinder untereinander. „Die soziale Basis muss stimmen, damit ein erfolgreiches Lernen möglich ist“, sagt Karoline Schiafone. Dazu gehöre auch, die Schülerinnen und Schüler mit in die Verantwortung zu nehmen. Klassenrat, Schülerrat und Schulversammlung sind wesentliche Elemente, mit deren Hilfe die Kinder lernen, wie Demokratie funktioniert. „Die Kinder sollen sich wohl fühlen und merken, dass wir sie und ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen“, sagt Schiafone. So entwickelt sich eine Neugierde auf andere Menschen, ihre Perspektiven und die Zusammenhänge der Welt, die die Schülerinnen und Schüler noch über die Grundschule hinaus begleiten wird. Um tatsächlich jedes Kind in seinen Fähigkeiten fördern zu können, wurden an der Anne-Frank-Grundschule Klassenteams gebildet: Jeweils ein Klassenlehrer oder eine Klassenlehrerin und ein Nachmittagsbetreuer oder eine Nachmittagsbetreuerin bilden ein solches Team und tauschen sich regelmäßig zu den einzelnen Kindern aus. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Bindung, die Kinder zu Bezugspersonen haben, zentral sind“, sagt Karoline Schiafone.
Zur großen Vielfalt an der Schule gehört es seit 2001, dass auch Kinder mit Behinderungen in zwei Inklusionsklassen an der Schule unterrichtet werden. „Die Vielfalt kann statt als Last als Chance verstanden werden, und jeder darf etwas zum Ganzen beitragen“, betont Karoline Schiafone. Derzeit wird an der Anne-Frank-Grundschule gebaut (siehe Text unten). Bei einer Generalsanierung wächst das Gebäude an drei Seiten. Ende 2022, Anfang 2023 soll alles fertig sein.„Wir werden dann zahlreiche neue Räume haben, in denen wir Schule noch mehr so leben können, wie wir uns das vorstellen“, sagt Karoline Schiafone. Spielezimmer, Forscherraum, Ruheraum, Kreativwerkstatt oder Theaterraum bieten den Kindern dann ganz neue Möglichkeiten. Mit der neuen Ausstattung könnten die Schülerinnen und Schüler eine ganzheitliche Bildung auf vielen verschiedenen Ebenen erfahren, freut sich die Leiterin der dann gebundenen Ganztagsschule. Gleichzeitig gebe es dann mehr Zeit für Projektarbeit, die den Kindern zugute kommen wird.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist intensiv, auf Festen kommt man ebenso miteinander ins Gespräch wie bei Fortbildungen zu verschiedenen Aspekten der Medienkompetenz oder Erziehung. „Die Interkulturalität spiegelt sich in unserem Elterncafé wider, in dem Eltern verschiedener Nationalitäten jeweils ihr Land und die Lebensweise dort vorstellen“, erzählt Schiafone. Was bewegt die Schülerinnen und Schüler? Wann wird die vom Förderverein gesponserte Wackelbrücke endlich aufgebaut? Wie steht es um das Projekt Nachhaltigkeit? Alle wichtigen Fragen rund um den Schulalltag und die schönsten Geschichten daraus stehen im Lesewurm, der Schulzeitung, die zweimal im Jahr von einem Redaktionsteam und einer Schülerredaktion herausgegeben wird. „Die Zeitung wird geschätzt“, sagt Karoline Schiafone, „und jeder, der ein Anliegen hat, kann das hier einbringen.“
