An der Tullaschule gibt es Unterstützung durch freiwilliges Engagement

Gut vernetzt und mittendrin

Ein Markenzeichen der Tullaschule ist ihr ausgeprägtes soziales Profil: „Das haben wir uns groß auf die Fahne geschrieben und leben es jeden Tag“, sagt Claudia Kunz, die die Grundschule in Zähringen leitet. Die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu fördern ist eine besondere Herausforderung für alle Mitarbeitenden der Schule.

Schülerinnen sitzen mit Papier und Stift am Schreibtisch im Klassenzimmer (Foto: A. J. Schmidt)
Hier gehen die Lehrkräfte auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ein – und werden dabei auch von freiweillig Engagierten unterstützt. (Foto: A. J. Schmidt)

Die Herkunftsfamilien unserer Kinder sind vielfältig und sehr unterschiedlich. Einige der Kinder kommen aus Familien, die zahlreiche Problemlagen zu bewältigen haben. „Unser Segen ist ein großes Heer von freiwillig Mitarbeitenden“, sagt Claudia Kunz.

Jeder Mensch, der sich Zeit nimmt und ein Kind fragt „Wie geht es dir? Worauf hast du heute Lust?“ ist eine große Hilfe im Schulalltag, umso mehr, wenn die Kinder solch ein Interesse von zu Hause nicht kennen. Viele Schülerinnen und Schüler finden im elterlichen Haushalt wenig Lesematerial und staunen, wenn sie zum ersten Mal die Schulbibliothek betreten. Ans Lesen werden sie nicht nur im Unterricht, sondern auch von ehrenamtlichen Lesepatinnen und -paten herangeführt. Zudem gibt es auch sogenannte Bildungspaten, die nicht nur bei den Hausaufgaben helfen, sondern auch in ihrer Freizeit etwas mit „ihrem“ Kind unternehmen. „Sie besuchen es beispielsweise daheim in der Familie oder gehen mit ihm ins Museum oder Kino oder auf den Mundenhof“, erzählt Claudia Kunz. „Das ist eine für die Kinder extrem wertvolle Begleitung, die wir sehr schätzen.“


Eine wichtige Frage lautet: Wie können wir die Kinder stark machen? Mittels verschiedener Angebote sollen die Schülerinnen und Schüler der Tullaschule in ihrer Selbstwahrnehmung und sozialer Kompetenz gestärkt werden. Dazu gab vor acht Jahren ein auf drei Jahre angelegtes Projekt in Zusammenarbeit der Tullaschule mit der Evangelischen Hochschule Freiburg den Anstoß. In dessen Folge wurde für alle Schüler der Tullaschule eine Stunde Resilienz pro Woche verpflichtend als Klassenlehrerstunde auf den Stundenplan gesetzt. Wann diese stattfindet entscheiden die Lehrerinnen und Lehrer selbst. In diesen Stunden wird nicht etwa über Resilienz geredet, die meisten Kinder können mit diesem Begriff nichts anfangen. „Stattdessen arbeiten wir an den sogenannten Resilienzfaktoren“, sagt Anna Scherzinger, die als Sozialarbeiterin dem Kollegium beratend zur Seite steht. Zu den unterrichteten Resilienzfaktoren gehören beispielsweise Selbst- und Fremdwahrnehmung, der Umgang mit Stress, Problemlösen oder soziale Kompetenz. In der Klasse tauchen diese Worte nicht auf. Sie werden thematisch verpackt.


So erfahren Erstklässler unter anderem, wie man sich selbst und die eigenen Stärken kennenlernt, Zweitklässlerinnen werden im Umgang mit Gefühlen und gewaltfreier Kommunikation geschult. Viele Kinder erleben hier, was es bedeutet, sich und andere wahr zunehmen. Wenn ihnen das nach und nach gelingt, fällt es ihnen auch leichter, sich in andere hineinzuversetzen.

Die wöchentlichen Resilienzstunden waren der Nährboden, auf dem das Team der Schulkindbetreuung (SKB) die freizeitpädagogischen Angebote sowie ihre Arbeit aufbauen konnte. „Das SKB-Team ist für uns ein wichtiger und verlässlicher Partner“, sagt Claudia Kunz, „Kollegium und SKB-Team stehen in engem Kontakt.“ Dadurch wurden unter anderem über den Unterricht und die Ganztagsbetreuung hinweg Strukturen geschaffen, die den Kindern Sicherheit geben und Raum für persönliche Entwicklungen geschaffen haben.

Die Tullaschule liegt mitten im Quartier. Von dort aus ist sie gut vernetzt. Das Kollegium weiß um den Wert des Austausches und Netzwerkens. Die Kooperationen umfassen neun Kindergärten, von denen die Schülerinnen und Schüler in die Schule wechseln, einen Runden Tisch Zähringen, die Evangelischen Jugendhilfe, die Stadt Freiburg – und eigentlich den ganzen Stadtteil. „Das ist viel und bunt und natürlich anstrengend, das muss man wollen“, sagt Claudia Kunz und lacht: „Wir wollen! Zum Beispiel einen Familientreff.“

Entstanden ist zunächst mit Unterstützung der evangelischen Pfarrgemeinde Nord ein kleines „Familiencafé bei Thomas“, das von Ehrenamtlichen betrieben wird. Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat findet hier das Familienkaffee statt,  welches von den Eltern und Kindern der Tullaschule gerne besucht wird. Es gibt Kaffee und Kuchen auf Spendenbasis und wechselnde Angebote für Kinder.


Die große Heterogenität an der Tullaschule ist täglich aufs Neue eine fordernde Aufgabe. „Unser Kollegium macht auch aus, dass wir diese Vielfalt, trotz aller Herausforderung, wertschätzen“, sagt Claudia Kunz. So sei beispielsweise die Zweisprachigkeit ein großer Schatz: „Viele Kinder legen täglich einen Spagat hin zwischen Schule und Elternhaus, sowohl sprachlich als auch kulturell – also üben auch wir uns im Spagat.“

Steckbrief

Tullaschule
Offenburger Straße 12
79108 Freiburg-Zähringen
www.tullaschule-freiburg.de

Leitung: Dr. Günter Werner
Lernende: 170
Lehrende: 15

Besonderheiten:
  • Resilienzförderung in allen Klassen mit Unterstützung der Schulsozialarbeit
  • viele über das Bildungs-und Teilhabepaket „Erzählen – Zuhören – Weitererzählen“ geförderte Projekte in der Natur, Gartenarbeit (in Kooperation mit dem Regenwaldinstitut und dem UWC), Zirkusprojekt, Töpfern
  • Müttercafé
  • zwei Brettspielenachmittage für Eltern und Kindern mit Sozialarbeiterinnen, Klassenlehrerinnen und Schulleitung
  • enge Vernetzung mit allen Institutionen im Quartier und darüber hinaus: Runder Tisch Zähringen, Durchgängige Sprachbildung Zähringen, Alemannia Zähringen, Musikverein Zähringen, evangelische Jugendhilfe, DRK bei der Arbeit mit geflüchteten Familien, PH Freiburg