Die Richard-Mittermaier-Schule hat den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Besondere Atmosphäre in einem besonderen Haus
Wer als Besucher die Richard-Mittermeier-Schule in der Wiehre betritt, staunt gleich zweimal: Zum einen über das einzigartige Gebäude, das Lycée Turenne. Zum anderen über die dort herrschende Stimmung. „Ich bekomme immer wieder zu hören, dass bei uns eine besondere Atmosphäre herrscht, und das freut uns natürlich“, sagt Stefanie Großmann, die das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung leitet.
Diese besondere Atmosphäre, die den Besuchern auffällt, ist von einer gegenseitigen Wertschätzung geprägt. „Alle, auch die Schülerinnen und Schüler untereinander, gehen bei uns grundsätzlich sehr nett miteinander um“, sagt Stefanie Großmann, „jeder kennt jeden und es ist ganz klar, dass jeder so akzeptiert wird, wie er ist.“ Das ermöglicht nicht nur einen herzlichen und fairen Umgang miteinander, sondern kommt auch der Entwicklung der Kinder zugute. „Wir haben das Ziel, jedem Kind gerecht zu werden, ganz egal, welche individuellen Bedürfnisse es hat“, sagt Großmann.
Von der 1. Klasse bis zur Berufsschule – die rund 110 Schülerinnen und Schüler der Richard-Mittermaier-Schule decken alle Altersstufen ab. Sie verbringen alle mindestens zwölf Schuljahre hier, auch das ist ein wichtiger Faktor für das Gemeinschaftsgefühl. „Wir lernen nicht nur die Kinder und ihre Fähigkeiten sehr gut kennen in dieser Zeit, sondern auch die Eltern – und diese uns. Das schafft Vertrauen und eine gute Basis für die Zusammenarbeit“, sagt Großmann. Auch bei den rund 45 Sonderpädagogen und Fachlehrerinnen und Fachlehrern herrscht wenig Fluktuation. Wer einmal dort arbeitet, bleibt. Nicht alle von ihnen unterrichten in der Stammschule im Lycée Turenne: Zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Richard-Mittermaier-Schule besuchen Kooperations- oder Inklusionsklassen an anderen Freiburger Schulen und werden dort von den dafür qualifizierten Pädagogen begleitet.
Viel Leben bringen neben den Schülerinnen und Schülern auch die jungen Menschen ins Schulhaus, die gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. „Das sind sieben Männer und Frauen, die für uns sehr wichtig sind“, sagt Großmann. Die FSJler unterstützen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise beim Anziehen oder Essen und helfen auch im Unterricht. Nicht wenige entscheiden sich nach ihrem FSJ in der Richard-Mittermeier-Schule dafür, Sonderpädagogik zu studieren.
Stefanie Großmann hat ein sehr klares Bild davon, wie sie und das Kollegium ihre Schützlinge ins Leben nach der Schule schicken wollen: Als junge Erwachsene, die selbstbewusst und zuversichtlich sind, Freude im Alltag haben und um ihre Stärken wissen. „Wir entlassen die jungen Leute erst dann, wenn wir wissen, wo und wie es mit ihnen weitergeht, also beispielsweise die Themen Wohnung und Arbeit geklärt sind“, sagt die Schulleiterin. Ziel sei es, die Schülerinnen und Schüler darin zu befähigen, ein eigenständiges Leben zu führen. „Darauf arbeiten wir hin, und das macht den Charme unseres Berufes aus“, sagt Großmann. Die individuelle Entwicklung eines jeden Kindes wird zweimal im Jahr mit den Eltern besprochen und evaluiert.
Externe Partner sind ein wesentlicher Baustein für den Schulalltag in der Richard-Mittermaier-Schule. Egal ob Besuche oder Praktika bei Unternehmen in der Region, ein Vormittag im Sternwald mit dem Förster oder Kooperationen mit anderen Schulen – Partnerschaften werden rege gepflegt. „Wir haben es unseren engagierten Kolleginnen und Kollegen zu verdanken, dass wir so viele und tolle Kontakte haben“, sagt Stefanie Großmann. Das ermögliche, den Schülerinnen und Schülern ein sehr vielfältiges Programm anbieten zu können.
Nicht alltäglich für ein SBBZ ist, dass es eine SMV gibt. „In diesem Gremium übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung nach ihren Möglichkeiten“, erklärt Stefanie Großmann. Sie organisieren beispielsweise gemeinsam mit den Vertrauenslehrern die Schulversammlung, die etwa viermal im Jahr stattfindet.
In einer Schule, der eine lebendige Gemeinschaft so wichtig ist, wird natürlich auch viel gefeiert. Jede Stufe veranstaltet einmal im Jahr einen Elternnachmittag, die Schülerinnen und Schüler lieben ihre Weihnachtsfeier, und im Sommer treffen sich alle beim großen Schulfest im schönen Innenhof des Lycée Turenne. Dieses Jahr wird am 25. Mai zusätzlich Jubiläum gefeiert: Die Richard-Mittermaier-Schule wird 20 Jahre alt.
