Die Vigelius-I-Grundschule legt viel Wert auf einen schülergerechten Tagesablauf
Entspanntes Lernen im Rhythmus der Kinder
Rhythmisierung, sagt Brigitte Pfaff, ist der Schlüssel zum Erfolg einer Ganztagsschule. „Das heißt, der Tagesablauf wird schülergerecht gestaltet“, erklärt die Leiterin der Vigelius-I-Grundschule in Haslach. So können die gemeinsame und individuelle Lernzeit, Bewegungsangebote, musisch-kulturelle Angebote, sowie Beschäftigungen, die die Kinder nach Interessen wählen können, sinnvoll über den Tag verteilt und aufeinander abgestimmt werden. „So lässt es sich insgesamt entspannter lernen“, sagt Pfaff, „jede Klasse hat Übezeiten, in denen der Stoff vertieft und jedes Kind individuell gefördert werden kann.“
Ihren jeweiligen Interessen können die Schülerinnen und Schüler in zahlreichen freizeitpädagogischen Angeboten nachgehen. Wer mag, kann sich in der Bewegungshalle austoben, sich in der Bibliothek in ein spannendes Buch vertiefen oder in der technischen Lernwerkstatt experimentieren. Musik machen, Sprachen lernen, Theater spielen, basteln oder einfach mal eine kleine Ruhepause einlegen – alles ist möglich. „Wir sind dafür wirklich super ausgestattet mit den entsprechenden Räumen“, sagt Brigitte Pfaff. Für die Kinder, die lieber draußen unterwegs sind, bieten die beiden Schulhöfe viel Abwechslung. Klettergerüste, Hüpfspiele und Boulderwände wollen ausprobiert werden, ehe an drei Nachmittagen in der Woche um 14 Uhr noch einmal der Unterricht beginnt – für anderthalb Stunden.
Am Donnerstag ist Projektnachmittag. Die Schülerinnen und Schüler können sich jeweils für ein Schulhalbjahr intensiv mit einem Thema auseinandersetzen. Vom Zirkus- und Theaterprojekt über Breakdance und Filzen bis zum Schulgarten – insgesamt 18 Projekte bieten der Betreuungsverein, die Freiburger Schulprojektwerkstatt, Kooperationspartner der Schule und Lehrende an.
Die Vigeliusschule I nimmt am Pilotprojekt „Leistung macht Schule“ teil. Damit sollen die unterschiedlichen Stärken der Schülerinnen und Schüler erkannt und sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unterrichts gefördert werden. Spezielle Diagnoseinstrumente, geeignete Formen des Lehrens und Lernens, passgenaue Förderkonzepte sowie Angebote der Beratung und Begleitung gehören dazu. „Leistung macht Schule“ wird von der PH Karlsruhe und der Universität Tübingen wissenschaftlich begleitet.
Den Rahmen des Lern- und Lebensraums Vigeliusschule bilden die Konfliktkultur und die Resilienzförderung“, sagt Brigitte Pfaff. Die Kinder lernen von Beginn an die Regeln des Zusammenlebens, auf deren Einhaltung streng geachtet wird. Dazu gehören beispielsweise: „Ich tue niemanden am Körper weh“, „Ich tue niemanden am Herzen weh“, „Ich respektiere das Eigentum anderer“. Kinder, denen es gelingt, sich an die Regeln zu halten, bekommen am Ende der Woche einen Stempel. Sind genug Stempel beisammen, darf sich das Kind etwas aus der eigens dafür eingerichteten Schatzkiste nehmen. „In dieser Form setzen wir eher auf positive Verstärkung als auf das Bestrafen derjenigen, die sich nicht an die Regeln halten“, erklärt Brigitte Pfaff. Am Ende der Woche tagt in jeder Klasse zudem der Klassenrat. Dort wird besprochen, was in der Woche gut lief und was noch besser gelingen soll. Da die Konfliktkultur für alle Bereiche der Schule gilt, sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Betreuungsvereins sowie die Leiter der nachmittäglichen Projekte in der Anwendung der Regeln geschult. „Eine wichtige Säule in der Umsetzung unserer Konfliktkultur und der Resilienzförderung ist darüber hinaus die Schulsozialarbeit“, sagt Brigitte Pfaff.
Einander zuhören, jeden ausreden lassen, andere Meinungen als solche stehen lassen können – das schlägt sich auch auf die Atmosphäre im Schulalltag nieder. Sehr entspannt und harmonisch sei es, sagt Brigitte Pfaff. „Natürlich gibt es ab und an Schwierigkeiten und Streit, aber wir merken schon, dass dieses Leben, das wir den Kindern vermitteln, zu einem guten Miteinander führt.“ Das sieht man auch an jedem letzten Schultag vor den Ferien. Dann findet eine Schulversammlung statt. Dort verabschiedet sich die Schulgemeinschaft gemeinsam in die freien Tage, das Schullied wird gesungen und eine Klassenstufe führt die für die anderen Klassen vorbereiteten Programmpunkte auf. „Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Um ein Kind zu erziehen oder ein Kind stark zu machen braucht es ein ganzes Dorf“, sagt Brigitte Pfaff, „unsere Schulgemeinschaft versteht sich als ein Teil von diesem Dorf.“
