Einblicke in die Sammlungsgeschichte

Theodor Gotthilf Leutwein

09.05.1849 – 13.04.1921

Theodor Leutwein stammte aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Er studierte zwei Semester Rechtswissenschaft in Freiburg. 1868 trat er als Fähnrich in das 5. Badische Infanterie-Regiment Nr. 113 ein, eine Beförderung zum Leutnant folgte im Jahr 1869.

Reichskanzler Caprivi erteilte Major Leutwein im Dezember 1893 den Auftrag, den Krieg zwischen den deutschen Truppen und den lokalen Volksgruppen im kolonialen Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika  (heutiges Namibia) zu beenden. Leutwein wurde 1895 zum Landeshauptmann und 1897 zum Oberbefehlshaber der Schutztruppe ernannt. Am 18. April 1898 wurde ihm der Titel Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika verliehen. Von 1894 bis 1904 kämpfte Leutwein mit seiner Armee gegen die aufständische lokale Bevölkerung, besonders die Herero und Nama. Schließlich wurde er, nachdem das Militär deutlich geschwächt war, von Generalleutnant Lothar von Trotha abgelöst. Leutwein ließ sich daraufhin pensionieren, verließ die Kolonie und kehrte nach Deutschland zurück. Am 13. April 1921 verstarb er in Freiburg und wurde auf dem Freiburger Hauptfriedhof beigesetzt.

Leutwein in Deutsch-Südwestafrika

Major Theodor Leutwein war von 1893 bis 1905 im deutschen Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika  (heutiges Namibia) für die Kolonialregierung tätig. Von der deutschen Regierung ausgesandt, um die eskalierte Situation zwischen den lokalen Volksgruppen und den Besatzern zu beenden, gelang es Leutwein 1894, den wichtigen Nama-Führer Kapitän Hendrik Witbooi zum Friedensschluss mit den Deutschen zu zwingen. In den Folgejahren festigte Leutwein die koloniale Herrschaft in weiten Teilen des Landes, in dem er flächendeckend Truppenstationen installierte. Seine Politik des »Teilen und Herrschens« brachte der Kolonie knapp zehn Jahre einigermaßen stabile Verhältnisse. Nach Ausbruch des Herero-Nama-Aufstands 1904 musste Leutwein seine Funktion als Gouverneur und das Kommando über die Schutztruppen abtreten. Leutwein war für seine als zögerlich angesehene Vorgehensweise gegenüber der lokalen Bevölkerung kritisiert worden. Abgelöst wurde er von General Lothar von Trotha, der für eine deutlich aggressivere und genozidale Vorgehensweise gegenüber den Aufständischen eintrat. Leutwein lehnte diese radikale Vernichtungspolitik ab. Als Reaktion ließ er sich 1905 in den Ruhestand versetzen und kehrte nach Deutschland zurück.

Schenkung Leutwein

Oberbürgermeister Otto Winterer (*1846, †1915) schrieb Theodor Leutwein am 28. Oktober 1898 mit der Bitte an, Objekte für die Eröffnung des Museums aus Deutsch-Südwestafrika (heutiges Namibia) nach Freiburg zu schicken. Leutwein, der sich zu dieser Zeit in Windhoek aufhielt, sagte zu, eine Sammlung zusammenzustellen. Die insgesamt 22 Objekte, die er schließlich dem Museum stiftete, sind jedoch vor allem von Hauptmann Fromm in der Region Omaruru gesammelt worden. Über die Hintergründe, wie die Objekte vor Ort erworben wurden, ist keine Dokumentation erhalten. Leutwein selbst hatte die Sammlung nie gesichtet, teilte aber mit, dass in der Sendung Raritäten enthalten seien.

1905 verfasste Hugo Ficke eine Aufstellung der großzügigsten Spender des Museums. In dieser Liste wird die Sammlung Leutwein mit einem Wert von 500 Mark beziffert. Seine Dienste für das Museum wurden ihm zudem mit einem Ehrengeschenk, einem Freiburger Stadtwappen, gedankt.

Major Theodor Leutwein, o. J., Koloniales Bildarchiv, Universitätsbibliothek Frankfurt/Main
Major Theodor Leutwein, o. J., Koloniales Bildarchiv, Universitätsbibliothek Frankfurt/Main
»Major Leutwein verhandelt mit Hererohäuptlingen im Norden des Schutzgebietes 1895«, Slg. Kurt Schwabe, Ethnologische Sammlung MNM
»Major Leutwein verhandelt mit Hererohäuptlingen im Norden des Schutzgebietes 1895«, Slg. Kurt Schwabe, Ethnologische Sammlung MNM
»Leutwein in Windhoek«, Deutsch-Südwestafrika, o. J., Slg. Kurt Schwabe, Ethnologische Sammlung MNM
»Leutwein in Windhoek«, Deutsch-Südwestafrika, o. J., Slg. Kurt Schwabe, Ethnologische Sammlung MNM
Herero-Gruppe und Militär, Deutsch-Südwestafrika, o. J., Slg. Kurt Schwabe, Ethnologische Sammlung
Herero-Gruppe und Militär, Deutsch-Südwestafrika, o. J., Slg. Kurt Schwabe, Ethnologische Sammlung
Pfeile, Namibia oder Botswana, 19. Jh., Slg. Leutwein, Inventarnummer I/1345, Foto: Axel Killian
Pfeile, Namibia oder Botswana, 19. Jh., Slg. Leutwein, Inventarnummer I/1345, Foto: Axel Killian
Korb, Angola, 19. Jh., Slg. Leutwein, Inventarnummer I/1352, Foto: Axel Killian
Korb, Angola, 19. Jh., Slg. Leutwein, Inventarnummer I/1352, Foto: Axel Killian