NORTH/SOUTH

Ein paar Wochen nach der Eröffnung von “In guten und in schlechten Zeiten. Wie was bleibt” im Oktober begann ich, Aufgaben für das nächste Projekt zu erhalten: YOUR NORTH IS MY SOUTH.

Als ich zum ersten Mal vom Konzept der Ausstellung hörte, hatte ich das Gefühl, dass es ein Thema sei, in das ich mich ziemlich gut reindenken könnte. Mit der virtuellen Welt als Teil unseres alltäglichen Lebens bin ich quasi aufgewachsen. Jedoch erkannte ich dann ziemlich schnell, dass ich weniger Ahnung hatte als bisher gedacht. Immer wieder tauchten Begriffe auf, von denen ich nur eine sehr lose Vorstellung hatte. Bei Themen wie Blockchain und Kryptowährungen bemerkte ich, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte. Klar, irgendetwas sagten mir die Begriffe schon, aber ich hätte nie jemanden erklären können, wie beispielsweise eine Blockchain funktioniert. Zwar kann ich das mittlerweile immer noch nicht richtig, aber zumindest habe ich das Gefühl, dass aus einer sehr losen Vorstellung eine nur halb so lose Vorstellung wurde. Das ist für mich bei Themen wie diesen schon mal ein großer Fortschritt. Inhaltlich habe ich bei der Mitarbeit an dieser Ausstellung deswegen einiges mitbekommen, was super interessant für mich war.
 
Mit der Blockchain habe ich mich beispielsweise beschäftigt, als ich die Videoarbeit “Blockchain- an architecture of control?” der Künstlerin Louise Drulhe untertitelte. Wenn man immer und immer wieder dieselben Stellen ansieht und anhört um sicherzugehen, dass die Untertitelung stimmt und zu der Tonspur passt, bleibt nach einer Weile glücklicherweise auch mal was hängen.

Das Untertiteln von Videos kann zwar recht mühselig sein und verlangt viel Konzentration, ist aber trotzdem eine meiner Lieblingsaufgaben. (Gut, dass es bei uns nie an Videos mangelt.) Vielleicht gerade aus dem Grund, dass es eine Tätigkeit ist, auf die man sich, meiner Meinung nach jedenfalls, voll und ganz konzentrieren muss, damit man nicht tausend Fehler macht. Ich habe bei der Arbeit schon oft gemerkt, dass ich dazu tendiere, mit den Gedanken immer schon bei der nächsten Sache zu sein. Ich muss mich oft dazu zwingen nicht zu versuchen, an drei verschiedenen Dingen gleichzeitig zu arbeiten. Es fällt mir immer noch recht schwer, doch ich habe das Gefühl, dass es langsam besser wird und bin froh darum. Wenn ich eines in den vergangenen Monaten gelernt habe, dann ist es wie, wann und wo ich am besten arbeiten kann. In der Schule bin ich ganz gut durchgekommen, ohne wirklich viel über meine eigene Arbeitsweise zu reflektieren. Auf der Arbeit habe ich schnell gemerkt, dass das nicht weiterhin auf die gleiche Weise funktionieren wird. Ich habe versucht mir eine Struktur zu überlegen, mit der ich besser und hoffentlich auch effizienter arbeiten kann und es hat mir auf jeden Fall geholfen, mich organisierter zu fühlen. Ich bin echt dankbar dafür, mich während meines FSJs mit solchen Themen auseinandersetzen zu müssen. Es wird mir in der Zukunft nur helfen.

„In guten und in schlechten Zeiten. Wie was bleibt.“ wurde an einem einzigen, langen Tag abgebaut und ich glaube nicht, dass ich an einem Arbeitstag schon mal so oft die Treppen hoch und runtergelaufen bin. Obwohl es recht stressig war, hat es Spaß gemacht. Mal mit anzupacken und sich bewegen tut gut, auch wenn ich die Arbeit am Computer eigentlich auch total gern mag. Doch dann waren die Ausstellungsräume leer und ich wurde fast schon ein bisschen sentimental. Wie ich in einem anderen Blogeintrag erzählt habe, war „In guten und in schlechten Zeiten…..“ oder auch „GZSZ“, in der letzten heißen Phase, als ich ans Museum kam. Mit der Ausstellung habe ich meine ersten Tage, Monate und alle anfänglichen Erfahrungen meines FSJs verbunden und die Räume haben mich jedes Mal daran erinnert. Als sie auf einmal abgebaut war, habe ich plötzlich bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich war nicht mehr neu. Ein halbes Jahr war schon vorbei.

Auch wenn das ein komisches Gefühl war, freute ich mich auf YOUR NORTH IS MY SOUTH. Der Ausstellungsbeginn lag dann auch nicht mehr in weiter Ferne, nur noch drei Wochen waren es bis zur Eröffnung. Die vergingen dann natürlich schneller als es einem eigentlich lieb war, wenn man einen Blick auf seine To-Do-Liste warf. Für eine dieser drei Wochen musste ich nämlich aus dem Museum verschwinden und machte mich für mein drittes Seminar auf dem Weg auf Schloss Kapfenburg in Lauchheim. Als ich dann nach einer schönen, aber anstrengenden Woche am Montag wieder ins Museum kam, waren die Ausstellungsräume mit Teppichboden verlegt und der allgemeine Stresspegel war angestiegen- Endspurt!

In meinem letzten Eintrag schrieb ich, wie intensiv mir die Tage vor der Eröffnung von “In guten und in schlechten Zeiten. Wie was bleibt” in Erinnerung geblieben sind. Für die Aufbauphase von YOUR NORTH IS MY SOUTH würde ich ähnliches behaupten, auch wenn die Erfahrung eine andere war. Ich hatte sechs weitere Monate im Museum schon hinter mich gebracht. Das Gebäude war mir vertrauter als noch im Oktober. Ich kannte meine Kollegen besser, ich wusste, an wen ich mich für was wenden konnte. Das heißt aber nicht, dass es nicht einige Momente gab, in denen ich nicht herausgefordert oder überfordert war. Es war intensiv - es fiel mir dieses Mal nur leichter, mich darauf einzustellen.

Ich erstellte also wieder Wandschilder, druckte sie aus und schnitt sie in ihre richtige Größe. Passende Kabel, Kopfhörer und Adapter mussten gekauft werden, Poster sollten aufgehängt und Materialien mussten gedruckt werden. Mit der Künstlerin Carly Whitaker, die für die Installation ihrer Arbeit und die Eröffnung extra aus Südafrika angereist war, fuhr ich durch die Stadt um passende Folien für Beleuchtung abzuholen. Wir hatten total interessante Gespräche und es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, mit ihr Zeit verbringen zu können. Es ist generell immer eine coole Erfahrung Künstler_innen treffen zu können.

Beim Aufbau der Virtual Reality-Installation des Künstlers Patrick Banfield war ich auch dabei, von ihm und seinem Team wurde nämlich alles mit der Kamera begleitet. Der gesamte Aufbau wurde gefilmt und es entstand ein Trailer zur Ausstellung, der jetzt bei uns im Treppenhaus des 1. Obergeschosses zu sehen ist.

Wer uns auf Facebook folgt,  hat im April wahrscheinlich mal ein Foto der drei ganz besonderen Statisten gesehen und sich vielleicht gewundert, was da gerade im Museum vor sich geht. Drei Enten wurden für den Film ins Haus geholt um Teil der Interviews zu werden. Alle drei Tiere waren sehr munter, sehr süß und schienen keinerlei Probleme mit dem Filmset zu haben. Sie watschelten fröhlich durch den Schau_Raum und irgendwann sind ein oder zwei von ihnen auch währen dem Dreh eingeschlafen. Das war ein ziemlich komischer Anblick mit dem ich definitiv nicht gerechnet hatte, als ich an dem Morgen aufgestanden bin. Damit sie tatsächlich auch im Hintergrund der Interviews auftauchten, wurde es dann meine Aufgabe vorsichtig hinter ihnen zu laufen, um sie ins Bild zu bringen. Wieder etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte…

Die Arbeit im Museum steckt voller Überraschungen. Langweilig wird mir auf jeden Fall nicht.

Lena

Veröffentlicht am 03.07.2018

Öffnungszeiten

Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr
Donnerstag, 10–19 Uhr

Eintrittspreise

7 Euro / erm. 5 Euro

Eintritt frei für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren sowie mit Museums-PASS-Musées

Tickets

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Kontakt

Museum für Neue Kunst

Marienstraße 10a
79098 Freiburg im Breisgau
Tel.: +49 761 201-2583
mnk@stadt.freiburg.de
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