Umgestaltung der Dreisam im Bereich der Kartauswiesen

Die Dreisam erhält ein größeres und renaturiertes Flussbett

Nur wenige Ökosysteme sind so grundlegend durch den Menschen verändert worden wie Flüsse und Bäche. Begradigungen, Uferbefestigungen und Abwässer haben aus den früheren Lebensadern der Landschaft naturferne Wasserläufe gemacht. Weil viele Flüsse durch mehrere Staaten verlaufen, hat sich die Europäische Union dieses Themas angenommen und im Jahr 2000 die Europäische Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet. Darin werden die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Qualität ihrer Fließgewässer zu verbessern und die Überschwemmungsgefahren zu verringern. Auch bei der Dreisam gibt es jetzt Schritte, den ökologischen Zustand von Freiburgs größtem Fließgewässer zu verbessern.

Schnurgerade Richtung Freiburg: Die Dreisam in ihrem bisherigen Korsett

Im vergangenen August hat das Regierungspräsidium die Stadt Freiburg darüber informiert, dass ein Renaturierungsverfahren der Dreisam im Bereich der Kartauswiesen geplant ist. Auf einer knapp ein Kilometer langen Strecke zwischen dem Sandfangweg und der Jugendherberge soll die Dreisam aus ihrem Korsett befreit werden und ein rund doppelt so breites Flussbett erhalten. Hierfür plant die Landesbehörde, die für alle Gewässer 1. Ordnung zuständig ist, die Uferbefestigungen zu entfernen, Böschungen abzuflachen, Kiesflächen freizulegen und Flachwasserzonen anzulegen. Die vorhandenen Querbauwerke in der Flusssohle sollen durch Steinbuhnen ersetzt werden, die die Strömungsvielfalt verbessern und auch für kleine Tiere den Weg frei machen.
Diese neuen Strukturen sollen Fischen, darunter dem Lachs, auch wieder Laichbiotope bieten. Denn seit Inbetriebnahme der Fischtreppe an der Staustufe Gambsheim am Rhein ist das Dreisamsystem wieder  für Wanderfische erreichbar und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Lachs wieder in der Dreisam springt. Kleinere Hürden bestehen lediglich noch an einigen Flusskraftwerken sowie dem Schwabentor. Die dortigen Holzschwellen mit hohem Gefälle und starken Strömungsgeschwindigkeiten sind für Fische flussaufwärts nicht zu überwinden und werden von der Stadt in den nächsten Jahren umgestaltet und mit einer Fischtreppe ausgestattet.

Attraktiv für Pflanzen, Tiere und Erholungssuchende

So könnte das Dreisamufer zukünftig aussehen (Montage: Regierungspräsidium)

Die neue naturnahe Gewässerzone an den Kartauswiesen wird nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch Erholungssuchende anziehen. Um Konflikte zu vermeiden, ist daran gedacht, Biotopschutzzonen auszuweisen. Denn es ist absehbar, dass die Freiburger diesen stadtnahen und künftig attraktiven Uferbereich aufsuchen werden.
Die Renaturierung bei den Kartauswiesen ist nur ein Baustein im gesamten Gewässersystem der Dreisam. Ähnliche Naturzonen mit Zurückverlegung der Deiche sollen auch oberhalb von Ebnet sowie bei Umkirch und Hugstetten entstehen. Das verbessert nicht nur die Ökologie des Gewässers, sondern auch den Hochwasserschutz. Denn das verbreiterte Flussbett kann künftig mehr Wasser aufnehmen, was den Abfluss verzögert und die Hochwasserspitzen kappt.

Der nächste Schritt ist jetzt das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren, dass das städtische Umweltschutzamt durchführt. Hierbei haben nicht nur Behörden und Verbände, sondern auch die Öffentlichkeit die Gelegenheit, Anregungen und Bedenken vorzutragen. Voraussichtlich im Oktober wird der Gemeinderat entscheiden, so dass mit den Arbeiten im kommenden Winter begonnen werden kann.
 

Geschichte der Dreisam

Bis in das 16. Jahrhundert war die Dreisam ein ungebändigter Fluss mit einem breiten Kiesbett sowie zahlreichen Armen und Inseln, deren Lage sich bei jedem Hochwasser veränderte. Um die Überschwemmungsflächen einzugrenzen und Ackerland zu gewinnen, begann man ab 1588 die Ufer mit Flechtwerk zu befestigen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dann der Verlauf begradigt und Flußschlingen abgeschnitten. In den folgenden Jahrhunderten engte man dann das Flussprofil immer mehr ein, wodurch die Strömungsgeschwindigkeit anstieg. Dadurch wurden zwar Kies und Geröll regelmäßig ausgeräumt, die Dreisam fraß sich aber immer tiefer  ins Gelände ein, was um 1840 die Befestigung der Flusssohle erforderlich machte. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Dreisam dann ein vollständig regulierter Fluss.

Heute hat die überwiegend kanalisierte Dreisam zwar eine hohe Wasserqualität, jedoch ist die Gewässerstruktur monoton und bietet Pflanzen und Tieren nur eingeschränkt Lebensmöglichkeit. Die bevorstehende Umgestaltung ist der erste Schritt, die Denaturierung der Dreisam der vergangenen Jahrhunderte rückgängig zu machen.

Kontakt

Umweltschutzamt
Fehrenbachallee 12
79106 Freiburg
Telefon 0761 201-6101 Sekretariat
Fax 0761 201-6199