3. Preis: Sacker Architekten

Visualisierung Sacker Architekten
Modell Sacker Architekten

Einer der beiden dritten Preise bleibt in Freiburg beim Architekturbüro Sacker. Hier können Sie die Projektskizze herunterladen (20,911 MB)

Bewertung der Jury

Die städtebauliche Ordnung des Entwurfs respektiert das Umfeld insofern, als sie die Körnigkeit der vorhandenen Bebauung von Schule und Technischem Rathaus übernimmt und aus Einzelbausteinen in der Grundfigur des Technischen Rathauses gefügt ist. Auch die Grünzone im Nordwesten bleibt größtenteils erhalten und wird baulich nur durch die Kindertagesstätte belegt. Die Neubebauung greift jedoch tiefer in diesen Raum ein als die Nachbarn.

Die Höhenstaffelung vermittelt zum Teil zwischen den Beständen und bildet zur Ecke Wannerstraße/Fehrenbachallee einen sinnfällig gesetzten Hochpunkt. Hier ist ein Platz ausgebildet, der mit den Haltestellen des ÖPNV verknüpft ist und dem urbanen Leben Raum gibt. Der Haupteingang, die geforderten Shops, die Cafeteria und die Räume für die Bürgerschaft sind hier richtig angeordnet. Die Fahrrad-Stellplätze schließen an diesen Platz in den Straßenräumen ebenerdig an, sie sind jedoch etwas weit entfernt vom Haupteingang des Rathauses.

Das Verkehrskonzept ist ansonsten schlüssig, allerdings muss die Zufahrt in der Sundgauallee an die von der Auslobung vorgegebene Stelle verlegt werden. Würde der zweite Bauabschnitt nicht realisiert werden, würde die Tiefgaragenrampe einen empfindlichen Einschnitt in den Freiraum bedeuten. Erst mit dem dritten Bauabschnitt nach Abbruch des Technischen Rathauses entsteht eine schlüssige Verbindung von der Egonstraße in den Freiraum.

Die Architektur bleibt in ihrer Aussage merkwürdig starr. Ihre Funktion als Rathaus ist nicht unbedingt ablesbar. Die Holzfassaden sind zur Gewährleistung des Witterungsschutzes verglast, dies wird die Holzflächen belasten und den Fassaden eine etwas künstliche, vielleicht abweisende Wirkung verleihen. Gute Bezüge zwischen Gebäude und Freiraum sind bis auf die gute Orientierung zum Platz nicht erkennbar.

Die Magistrale parallel zur Fehrenbachallee erschließt die Gebäudegruppe gut. Empfangssituation und Support liegen allerdings etwas unvermittelt hinter dem Zugang. Das Mitarbeiterrestaurant ist von der Haupterschließung abgeriegelt, jedoch gut in den Freiraum orientiert. Die Bürobereiche sind gut organisiert und lassen Veränderungen in der Belegung leicht zu. Ihre U-förmige Anordnung kann jedoch in geringem Umfang Durchgangsverkehr durch Bürobereiche verursachen. Die Qualität der Arbeitsplätze wird sich nach Hof- und nach Außenorientierung deutlich unterscheiden. Barrierefreiheit ist insgesamt gegeben.

Der Brandschutz ist in den Bürobereichen gut gelöst. Die über mehrere Geschosse offene Magistrale schafft eine gute Orientierung, macht jedoch eine erhöhte Anlagentechnik (Sprinkler) zwingend erforderlich.

Die Realisierung in Bauabschnitten wird auf Grund der „Überstülpung“ der Bauteile etwas erschwert. Die Konstruktion ist hinsichtlich der Spannweiten überzeugend, die umgekehrte Holz-Beton-Verbunddecke macht sich jedoch die Vorteile dieser Konstruktion nicht zunutze und ist deshalb in Frage zu stellen. Auch die Fassadenkonstruktion weist diverse konstruktive und energetische Schwächen auf (z.B. ungedämmte Sonnenschutzkästen). Die vorgeschlagene Lichtumlenkung in den Oberlichtern dürfte aufgrund der tiefen Lage der Fenster in der Fassade kaum wirksam werden.

Das Lüftungskonzept sieht die Büroflure als Lüftungskanäle vor, von denen aus 1-Watt-Ventilatoren die Belüftung der Büroräume sicherstellen sollen. Überströmöffungen sollen die verbrauchte Luft wieder in die Flurzonen zurückleiten. Die Funktionsfähigkeit dieses Lösungsvorschlages und die Sicherstellung der Lufthygiene werden deutlich in Frage gestellt.

Die Energieversorgung verlässt sich im Wesentlichen auf bekannte Technologien wie Grundwasserkühlung, Fernwärme und Blockheizkraftwerk. Die photovoltaische Energiegewinnung ist von untergeordneter Bedeutung, innovative Ansätze sind nicht erkennbar. Die Nachhaltigkeitskriterien sind im Einzelnen nicht prüfbar.

Die Gesamt-Investitionskosten liegen etwa beim Durchschnitt aller Arbeiten. Gleiches gilt für die Gesamtwirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb.

Grünzug als breites Bindeglied

Das neue Verwaltungszentrum wird so auf dem Grundstück angeordnet, dass in Verlängerung der städtebaulichen Achsen des Eschholzparks und der Egonstraße Freiräume entstehen. Damit ist der Stadtteil Stühlinger gut an den übergeordneten Grünzug Uniklinik / Dreisam angebunden.

Städtebauliche Einbindung

Durch die versetzte Anordnung und Höhenstaffelung der Baukörper gliedert sich die Gesamtkomposition in ablesbare Einzelvolumen und nimmt somit die Maßstäblichkeit der benachbarten Bebauung auf. Vor dem zweigeschossigen Haupteingang des neuen Verwaltungszentrums liegt ein großzügiger Platz mit übergeordneter Bedeutung. Besucher der Verwaltung, Schüler, Passanten und Umsteiger zwischen den Stadtbahnhaltestellen beleben den Platz. Das Verwaltungszentrum erhält somit eine hoch frequentierte und attraktive Adresse.

Bauabschnitte und innere Zusammenhänge

Eine zusammenhängende Magistrale zieht sich durch alle Bauabschnitte. Sie ist Hauptschlagader des Gebäudes, steht für Transparenz, schafft Orientierung und verleiht dem Gebäude eine besondere Authentizität. Durch die versetzte Anordnung der Baukörper entsteht eine lebendige Gliederung der Magistrale. Wechselnde Blickbeziehungen in das Konferenzzentrum, den Innenhof für den Bürgerservice oder den Außenraum beleben die Magistrale. Diese wechselnden Raumbezüge der Magistrale vermitteln Offenheit, Integrität und Kommunikationsqualität im Inneren des Gebäudes.

Attraktiver Konferenzbereich

Das Konferenzzentrum liegt im 1. Obergeschoss über dem Mitarbeiter-Restaurant. Für Besucher ist es vom Haupteingang über die Haupttreppe bei der Information leicht erreichbar. Durch die Lage an der Magistrale ist das Konferenzzentrum mit allen Bauabschnitten und allen Geschossen optimal verbunden. Das Konferenzfoyer liegt im überdachten Innenhof und bietet ein kommunikatives Ambiente. Von der Magistrale hat man über den Luftraum der Eingangshalle einen direkten Blickbezug auf den Platz. Durch die Lage direkt über der Küche ist eine gute gastronomische Versorgung des Konferenzzentrums gewährleistet.

Durchdachte Grundstruktur

Pro Geschoss des ersten Bauabschnitts erschließen sich fünf Büroflächeneinheiten direkt über die Magistrale. Stockwerksbezogene Sonderflächen wie die Besprechungsräume liegen direkt an der Magistrale. Abteilungsbezogene Sonderflächen finden sich in den Mittelzonen der dreibündigen Bereiche wieder. Jeweils zwischen zwei Büroflächeneinheiten und direkt bei den Treppenräumen befinden sich die Koppelflächen. So können die Büroflächeneinheiten je nach Bedarf innerhalb der Geschossebene als auch über die darüber oder darunter liegenden Geschosse flexibel vergrößert oder verkleinert werden. Die unterschiedlichen Gebäudetiefen ermöglichen eine hohe Nutzungsvielfalt.

Hybride Gebäudestruktur – Innovation aus Holz und Beton

Eine ringförmige Struktur bildet einen Kern aus Ortbeton bestehend aus Flachdeckensystemen, Stützen und Aussteifungskernen. Dieser Kern dient gleichzeitig als Auflager für vorgefertigte Holz-Beton-Verbund-Elemente. Die innovative Bauweise dieser Elemente ermöglicht es, die Vorzüge des nachwachsenden Rohstoffes Holz mit den Vorzügen der thermoaktiven Bauteilaktivierung zu kombinieren. Gleichzeitig sind der Brandschutz, der Schallschutz, eine leichte Konstruktion bei geringem Aufbau und die Installation von Medien im Tragelement sichergestellt. Die Untersicht der vorgefertigten Verbundplatte zeichnet sich durch eine entsprechend hohe Qualität aus. Die räumliche Stabilität bzw. Aussteifung wird über die Decken als Scheibensysteme und Treppenhauskerne erreicht.

Sicherheitskonzept

Der öffentlich zugängliche Bereich des Gebäudes beschränkt sich auf den Bürgerservice im Erdgeschoss. Die Obergeschosse werden mittels elektronischer Zugangsberechtigung kontrolliert. Die halböffentlichen Bereiche wie das Mitarbeiter-Restaurant oder der Konferenzbereich sind direkt vom Infotresen in der Eingangshalle kontrolliert zugänglich. Sie sind abtrennbar und können so auch abends für öffentliche Anlässe genutzt werden.

Brandschutz

Die einzelnen Baukörper bilden jeweils einen eigenen Brandabschnitt. Diese werden so voneinander getrennt, dass Abtrennungen nicht unmittelbar in den Ecken enden und sich so keine Anforderungen an den Feuerüberschlag über Eck stellen. Aufgrund der geplanten geschlossenen Innenhöfe sind besondere Maßnahmen zur Verhinderung des Feuerüberschlages von Geschoss zu Geschoss zu treffen. Dazu werden die Fassaden der Innenhöfe mit einer automatischen Feuerlöschanlage geschützt. In diesen Sprinklerschutz sind auch alle unmittelbar zugeordneten Flächen, insbesondere die offenen Erschließungsbereiche, mit einzubeziehen. Eine flächendeckende Ausstattung des gesamten Gebäudes ist jedoch nicht geplant. In den Geschossen selbst erfolgt eine Unterteilung in Nutzungseinheiten mit einer Fläche von bis zu 800 m² ohne notwendige Flure. Da nach den Anforderungen der LBO / LBOAVO in Büro- und Verwaltungseinheiten lediglich bis zu 400 m² ohne notwendigen Flur zulässig sind, wird die gesamte bauliche Anlage zur Kompensation flächendeckend mit einer automatischen Löschanlage samt aufgeschalteter Alarmierung ausgestattet. In allen Teilbereichen erfolgt eine bauliche Sicherstellung beider Rettungswege durch insgesamt vier notwendige Treppenräume. Es wird eine Rettungsweglänge von 35 m von jeder Stelle eines Aufenthaltsraumes bis zu einem dieser Treppenräume eingehalten.

Freianlagen 1. Bauabschnitt

Bereits mit Erstellung des ersten Bauabschnitts kann ein Großteil des westlichen Grünzuges einschließlich Kita realisiert werden. Er kann problemlos an das bestehende Wege- und Erschließungssystem angeschlossen werden. Die Grundfläche des 2. Bauabschnitts wird "vorgezeichnet" in Form eines Stadtackers: der Grundgedanke des "Urban Gardening" kann hier modellhaft und großflächig realisiert werden, denkbar sind aber auch andere Nutzungen im Sinne einer Plattform für die Bürger Freiburgs. Der von den Baukörpern definierte Platz an der Ecke Wannerstraße/Fehrenbachallee wird mit einer steinernen Oberfläche seiner Bestimmung als Verkehrsknotenpunkt gerecht: für vielfältige Wegebeziehungen vor allem für Fußgänger und Radfahrer ist Raum geschaffen, Sitzelemente sowie die Freibereiche des Cafés schaffen Raum für Aufenthalt. Die Runzgräben werden in möglichst langen Abschnitten offen geführt; Regenwasser wird versickert oder in die Runzgräben eingeleitet.

Freianlagen 2. Bauabschnitt

Das vorhandene Technische Rathaus wird durch eine Verlängerung der Magistrale über eine gläserne Brücke mit dem 2. Bauabschnitt verbunden. Der Vorplatz vor dem Technischen Rathaus kann unverändert erhalten bleiben.

Freianlagen 3. Bauabschnitt

Die Anordnung der Baukörper lässt Raum für einen westlich angrenzenden, durchgehenden Grünzug zwischen Eschholzpark und Klinikareal. Ein "grüner Ast" dieses Grünzuges nach Osten schafft die Anbindung an die Egonstraße und macht den Grünzug für den (Stadtteil) Stühlinger unabhängig von Straßen erreichbar. Dieser "grüne Ast" ist gleichzeitig Zäsur und Übergang zum nördlich gelegenen Baufeld für den Ideenteil. Dem nördlichen Zugang wird eine befestigte Fläche mit Baumdach vorgelagert, die als untergeordnetes Entreé sowie als Fläche für Kurzzeitparken, Fahrzeugvorführungen etc. dient. Fahrradstellplätze sind diesen Flächen zugeordnet.